Die VHS Videokassette war der absolute Megaerfolg und hat sich vom Ende der 1970er Jahre bis Mitte der 2000er in Europa als das Standardformat für die Verbreitung audiovisueller Inhalte gehalten. Doch DVD und Web haben es mit überlegener Qualität schließlich komplett verdrängt. Und da es eben nie als professionelles Format angedacht oder etabliert war, obwohl die Gerätehersteller hier zahlreiche Versuche unternommen haben, sind auch die Abspielgeräte rasch vom Markt verschwunden. VHS Kassetten entmagnetisieren sich über die Jahre selbst, werden also schlechter, minderwertiges Bandmaterial kann sogar schimmeln, oder die verwendeten Klebstoffe zersetzen sich - das heißt, wer wichtiges Material auf VHS Videokassetten hat, sollte diese dringend prüfen und gegebenenfalls digitalisieren.
VHS Rekorder gab es in einer Preisspanne von 50 € bis 5000 €. Irgendwie logisch, dass da auch die Abspielqualität ein wenig unterschiedlich sein muss. Und das ist sie auch. Das fängt bei der Mechanik an, die eine mehr oder weniger saubere Bandführung bietet und geht weiter über die elektronischen Komponenten und sogenannten „Bildverbesserungen“. Manche Geräte heben künstlich die Schärfe an, reduzieren Bildrauschen oder unterdrücken Drop Outs, also mechanische Schäden auf dem Band. Das macht ein 5000 € Gerät natürlich besser, als ein 50 € Gerät, außerdem gibt es wichtige Bildstabilisierungen, die mittels eines separaten Time Base Correctors erzielt werden können. Diese sind aber nur beim digitalisieren möglich, also im Signalweg von Analog nach Digital. An einer bereits digitalisierten VHS kann man nichts mehr erreichen. Wichtig ist dann auch noch das digitale Format. Es macht wenig Sinn, VHS zu digitalisieren, indem man sie von einem billigen Player abspielt und mit einem genauso billigen DVD Rekorder aufnimmt, wie das gerne und natürlich auch günstig angeboten wird. Denn die DVD Rekorder produzieren z.B. bei Überblendungen oder schnellen Bewegungen jede Menge digitale Artefakte und außerdem ist die Datenrate einer DVD von rund 8 Mbit/s kein brauchbares Format für eine langfristige Archivierung. Dazu kommt, das DVDs oder auch Dateiformate wie MP4 nur eine reduzierte Farbauflösung ( 4:2:0 ) haben, also weniger Farbabstufungen darstellen können als ein analoges, hier rein theoretisch unbegrenztes Signal wie das der VHS Kassette. Allerdings ist die Detailschärfe des VHS Farbsignals weit unter der einer DVD ( 420 Farbsampling ) oder eines MP4 - nämlich bei knapp unter 100 horizontalen Linien... Um Datenmenge zu sparen, fassen sowohl MP4 als auch MPEG2 Formate, wie sie auf einer DVD zu finden sind, ähnliche Bildteile zu Flächen zusammen - das heißt: Wird eine VHS Videokassette nur auf DVD kopiert oder zu einem MP4 digitalisiert, treten besonders im Farbbereich deutliche Verluste auf, die sich aufgrund der mäßigen Ausgangsqualität der VHS Kassette zu einer ungünstigen Gesamtkonstellation steigern.
Wichtig ist also, dass das analoge VHS Format einen relativ breiten Farbraum darstellen kann. Auch wenn die Auflösung mäßig ist. Aber dennoch sollte ein Format mit 422 Farbraum (4:2:2 Sampling) gewählt werden, was H264 oder MPEG2 wie auf einer DVD also definitiv ausschließt. Günstig ist XDCAM mit 50 Mbit oder DigitalBetacam als "Hardware-Formate" auf Disc oder Band, aber natürlich auch das weit verbreitete AppleProResHQ Quicktime-Format wenn man nur auf der reinen Dateiebene archivieren möchte. Gängig sind auch diverse MXF-Container, die z.B. das im TV Bereich verbreitete DNXHD oder DNXHR enthalten können und - wenn genügend Platz und Performance zur Verfügung steht, das verlustfreie FFV1 Format, das weltweit bei Archiven die erste Wahl wäre. Mit diesen Daten sind Sie also auf der sicheren Seite beim VHS Digitalisieren und halten sich alle Möglichkeiten einer späteren Bildbearbeitung wie Retusche oder Upscaling offen. Rein theoretisch sollte man sogar unkomprimierte Daten speichern, aber dazu ist nur zu raten, wenn ausreichend sicherer Datenspeicher zur Verfügung steht und auch die nötigen Kapazitäten für eine weitere Bearbeitung oder Sichtung in Echtzeit.
Auf unserer Seite „Videoformate und Videokassetten zuordnen und beurteilen“ finden Sie weitere Informationen zu den verschiedenen VHS-Videokassetten, die es gab. Wer zum Thema "Formate" in die Tiefe gehen möchte, findet eine perfekte Übersicht bei der Library of Congress, die sowohl für den Privatgebrauch als auch den professionellen Archiveinsatz Empfehlungen gitb: Video-Dateiformate
Videokassettenformate gab es viele... anfangs mit nur einer Mono-Tonspur und im professionellen Bereich dann mit bis zu 12 digitalen Tonkanälen. Aber auch im Home-Video-Bereich gab es bereits Anfang der 1980er Jahre bereits bis zu 4 Tonspuren z.B. auf Beta-Hifi oder VHS-Hifi. Bei Super VHS Videokassetten waren 4 Tonsporen der Standard und auch später bei Hi8. Meistens enthielten aber die Spuren 1 und 2 den identischen Ton wie 3 und 4. Allerdings mit einem ganz wesentlichen Unterschied: Die Tonspuren 1 und 2 wurden am Rand des Videobandes aufgezeichnet und hatten eine Qualität ähnlich einer schlechten Compact Cassette ( ca. 80 bis 10000 Hz bei 40 dB Störabstand ) Während die Spuren 3 und 4 mit in die Bildspuren aufgezeichnet wurden und fast die Qualität einer Audio-CD erreichten. Dazu kommt, das bei den Consumer-Geräten die Randspur ( 1 und 2 ) oft nur Mono ausgelegt war. Beim Digitalisieren von Videokassetten haben die Digitalisate aber oft nur 2 Tonkanäle... also entweder den schlechten Randspurton oder den besseren Hifi Ton. Viele Geräte schalten automatisch um, je nachdem, welche Spuren besser lesbar sind oder überhaupt vorhanden. Das sollte aber in einem sinnvollen Digitalisat nie de Fall sein. Es sollten alle 4 möglichen Tonspuren einer VHS Kassette mit digitalisiert werden, auch wenn diese nicht belegt wären, um eben in 20 Jahren nachvollziehen zu können, ob das Original 1, 2 oder gar 4 getrennte Tonspuren hatten. Denn tatsächlich können sich die Kanäle 1 /2 sowie 3/4 auch inhaltlich unterscheiden! Nun könnte man natürlich meine, es würde in der Regel genügen, wenn vorhanden, den besseren Ton zu digitalisieren. Aber der Hifi Ton in Kanal 3 und 4 war zwar besser, aber auch anfällig gegen Bandverschmutzungen oder Schäden ( Drop Outs ) . In dem Fall braucht man zwingend alle Tonspuren einer VHS Videokassette ( oder anderer Videoformate mit mehreren Spuren ).
Gerne werden, wie bereits oben erwähnt, sogenannte Bildverbesserungen bei der Digitalisierung von Video-Archivbeständen angeboten oder verwendet. In den billigen Home-Video-Geräten waren die früher bereits fix integriert und nicht abschaltbar. In manchen Geräten für ambitionierte Amateurfilmer hatte man da dann schon mehr Einfluss. Aber generell gibt es hier eine wichtige Grundregel: Es gibt nahezu keine Bildverbesserungen, die wirklich fehlerfrei arbeiten. Das heißt, Schärfeanhebungen produzieren gerne unschöne Gesichter und Geisterbilder durch eine Kontrastanhebung an Kanten und Linien. Rauschunterdrückungen wiederum reduzieren ggf. auch die Bildschärfe, weil alle diese Tools ja den Bildinhalt entweder nur rein technisch oder nur mäßig nach Inhalt beurteilen. Solche Fehler haben in einem Digitalisat für die Langzeitarchivierung nichts zu suchen, denn man kann sie vermutlich nie wieder entfernen. Gleiches gilt für "Opscaling" also die SD Auflösung einer VHS Videokassette ( rein theoretisch 768 x 576 Pixel... ( aber in echt eher 240 Linien auf 575 Zeilen.... ) auf HD hochzuvergrößern (also auf 1920 x 1080 ). Angeblich ist das dann "zeitgemäßer" beim Anschauen. Allerdings gibt es derzeit - darunter leidet auch das Fernsehen mit seinen gigantischen Archivbeständen - kein wirklich gutes Upscaling-Verfahren, bei dem hinterher ein wirklich schärferes Bild entsteht - wir kennen das nur aus Agentenfilmen, in denen Bilder von Überwachungskameras so stark vergrößert werden, das man die Marke der Armbanduhr des Superschurken erkennen kann. Aber wer weiß, vielleicht wird sowas in den nächsten Jahren erfunden. Nur dann wäre es fatal, wenn man jetzt bereits ein fehlerbehaftetes Upscaling gemacht hätte und nicht mehr auf eine möglichst originalgetreue Abbildung des ursprünglichen Bildträgers zurückgreifen kann. Fazit ist also: Bildverbesserungen haben nichts bei Archivdigitalisierungen zu suchen. Das einzig sinnvolle technische Hilfsmittel ist ein sogenannter Time-Base-Correktor, der Laufzeitfehler im Videosignal einer analogen Videokassette ausgleicht, die durch mechanische Ungenauigkeiten beim Abspielen verursacht werden.
Egal ob Super 8 Filmrolle oder VHS Kassette. In den meisten Fällen finden sich in Archiven eben Unikate, also unersetzbare Inhalte. Daher sollte man beim VHS digitalisieren, auch wenn es unzählige Billig-Angebote gibt, den richtigen Partner auswählen: Artus hat in diesem Bereich über 30 Jahre Erfahrung und vor allem aussagekräftige Referenzen aus Industrie und öffentlicher Hand. Wir digitalisieren bei uns im Haus, haben alle nötigen Korrekturgeräte, können alle gewünschten digitalen Formate anbieten und verfügen über eine große Zahl an VHS Abspielgeräten und entscheiden nach einem Test, auf welchem Gerät wir die beste Qualität herausholen können. Zudem können wir auch beschädigte VHS Kassetten vor dem Digitalisieren reparieren, und so oft verloren geglaubtes Material wieder herstellen. Auch eine eventuelle Wärmebehandlung gegen zersetzte Klebstoffe oder Reinigung bei Schimmelbefall können wir durchführen.
Auf dem Transportweg setzen wir grundsätzlich auf zuverlässige Kuriere, die genau dokumentieren können, wer die wertvolle Sendung wann und wo in der Hand gehabt hat. Das mag ein wenig teurer sein, aber es hilft nichts, den günstigsten Versender zu wählen, der im Zweifel gar nicht nach einer Sendung sucht, sondern ein paar Euro Versicherung auszahlt - für ein unwiederbringliches filmisches Zeugnis !